Barolo oder Barbaresco?
Aus derselben Rebsorte und doch unterschiedlich
Barolo Weine und Barbaresco Weine werden als der König und die Königin der italienischen Rotweine bezeichnet. Als Weine der Superlative, die den Gaumen eines jeden Weinkenners zum Verzücken bringen können.
Diese edlen Tropfen stammen von einer der ältesten, autochthonen Rebsorte Italiens. Es handelt sich dabei um den Nebbiolo, diese kostbare, aber ungewöhnlich schwierige und komplexe Rebe, die kaum wie eine andere Rebsorte so abhängig von dem Terroir ihres Anbaugebiets ist. Die ursprüngliche Heimat der Traubensorte liegt aber nicht in der Langhe im Herzen des Piemont, sondern weiter im Norden-im Alto Piemonte. Dort erlebt sie gerade unter Spanna, der Name kommt von den Römern, eine kleine Renaissance. Vom Alto Piemonte stammend, soll der Geschichte nach die Rebsorte ihren Weg dann in die südlichere Langhe gefunden haben.
Barolo und Barbaresco werden also aus den Trauben derselben Rebsorte gekeltert und doch gibt es geschmackliche Unterschiede? Aber bevor wir auf die Unterschiede eingehen werden, müssen wir über die Gemeinsamkeiten sprechen, die durch den unverwechselbaren Charakter der Rebsorte zum Ausdruck kommen.
Die Nebbiolo-Ernte bei Weingut Albino Rocca mit dem berühmten Barbaresco-Turm im Hintergrund
Aus der Nebbiolo Traube, die fast ausschließlich im Piemont kultiviert wird, kann man grundsätzlich kräftige, körperreiche, alkoholstarke und tanninreiche Weine mit feingliedriger Struktur keltern. Weine mit großer Harmonie und Eleganz, die durch ihre komplexen Aroma Spektren beeindrucken, und die ihren Charakter oft am besten erst nach längerer Reifezeit zum Ausdruck bringen können.
Dank der Einzigartigkeit des Herkunftscharakters gehören Barolo und Barbaresco definitiv zu den wenigen Weinen weltweit, die einfach nicht austauschbar sind.
Daniela im Verkostungsraum des Weinguts Monchiero in Castiglione Falletto - ein fantastisches Barolo-Weingut.
Aber die stilbildenden Faktoren, die dann tatsächlich den Unterschied ausmachen sind neben dem Boden, das Mikroklima und natürlich die Arbeit und Philosophie des Winzers. Dies führt dazu, dass es selbst innerhalb eines relativ kleinen Anbaugebiets unterschiedliche Geschmackseigenschaften gibt. So wird dem Barolo aus der Gemeinde La Morra eine große Eleganz nachgesagt, jedoch die Weine aus der nur wenige Kilometer entfernten Gemeinde Serralunga D’Alba beeindrucken mehr durch ihren großen Körper.
Ähnlich verhält es sich in Barbaresco. Die Weine der Lagen Asili und Montefico sind besonders elegant, während die Weine der Montersino Lage sich mehr fuchtbetont geben.
Das heißt doch, dass es mit Sicherheit Unterschiede zwischen den beiden großen Weinen gibt, wenn auch die Unterschiede meist sehr subtil und auch Gebietsübergreifend sein können. Ein Barbaresco von der Asili Lage hat möglicherweise mehr gemeinsam mit einem Barolo aus La Morra, als mit einem anderen Barbaresco. Um zu den Unterschieden zu kommen: der Barbaresco ist im allgemeinen weicher, eleganter, hat weniger, aber sehr feingliedriges Tannin und wirkt einfacher femininer als sein großer Bruder. Er ist auch früher trinkreif als der Barolo. Deswegen hat auch das Konsortium für den Barolo drei Jahre als mindest Ausbauzeit festgesetzt, während diese für den Barbaresco nur 2 Jahre beträgt.
Um die Unterschiede besser zu verstehen, gibt es eigentlich nur einen Weg: Sehr viel Barolo und Barbaresco trinken! Der Genuss bringt viel Freude und man gewinnt die gewisse Erfahrung die man braucht, um diese oft sehr subtilen Unterschiede feststellen zu können.