Timorasso wird auch weißer Barolo genannt
Fast ausgestorben, Jetzt Trendrebsorte
Seit dem 15. Jahrhundert wird die weiße Rebsorte Timorasso im südöstlichen Piemont kultiviert. In den Hügel, die nahe der Stadt Tortona liegen und nördlich bis hin zur Nachbar Provinz Lombardei reichen, ist diese autochthone Rebsorte beheimatet. Die antike Stadt Tortona in der Provinz Alessandria gilt auch heute noch als das Zentrum der Colli Tortonesi, dem DOC-Gebiet für den Timorasso. Die Colli Tortonesi haben sehr hohe Durchschnittstemperaturen und profitieren im Sommer von der Wärme, die aus der Po-Ebene aufsteigt. Im Winter bringt der Mittelmeerwind, der über den nördlichen Apennin hinwegfegt, mildere Temperaturen. Die Bodenbeschaffenheit der Colli Tortonesi kann man mit der des Monforte D’Alba vergleichen. Kalk und Lehm haltige Böden dominieren. Außer in der Provinz Alessandria ist die Timorasso Rebsorte auch in Asti und Cuneo zugelassen, spielt aber dort nur eine untergeordnete Rolle.
Der Timorasso hat eine bewegte Geschichte und war der Reblaus Seuche im 19. Jahrhundert zum Opfer gefallen. Die Rebsorte war fast komplett ausgestorben, weil die Winzer sie nach der Seuche zugunsten von ertragreicheren Rebsorten nicht mehr angebaut hatten.Dies änderte sich erst, als eine Initiative lokaler Winzer diese Rebsorte wiederbelebt hat. Seit erst 30 Jahren wird die Rebe in den tortonesischen Hügeln mit wachsendem Erfolg wieder angebaut. Obwohl die Produktionsmenge relativ gering ist, steht der Timorasso ganz oben unter den piemontesischen Weißweinen und zählt inzwischen zu den Trendrebsorten des Piemont . Dies hängt vor allem mit der hohen Qualität und der Ausbaufähigkeit der Weine zusammen.
Der typische Timorasso ist ein trockener, vollmundiger Wein mit großer Ausgewogenheit und fruchtigen, floralen bis hin zu mineralischen Aromen und einer charakteristischen Honignote. Besonders attraktiv ist der Kontrast zwischen der Frische und der Cremigkeit des Weins. Die Timorasso Weine besitzen einen hohen Alkoholgehalt und eine große Ausbaufähigkeit, die für einen piemontesischen Weißwein eher ungewöhnlich ist. Selbst nach 10 Jahren der Lagerung zeigt der Timorasso seine hohe Qualität und beeindruckt mit seiner Komplexität und Struktur. Er ist ein hervorragender Begleiter zu Vorspeisen basierend auf weißem Fleisch, rohem Fleisch, Meerestieren, Huhn, Kalbfleisch und gereiftem Käse. Ältere Timorasso Jahrgänge harmonieren auch sehr gut zu Gänsebraten.
Im Weinberg ist die Rebsorte durch starken Wuchs, spätreifend und geringem Ertrag geprägt und verlangt von dem Winzer viel Aufmerksamkeit und Pflege. Die geringen Erträge wurden früher meistens mit Cortese verschnitten und reinsortiger Ausbau war eher die Ausnahme. Die Beeren haben mittlere Größe, sind sehr kompakt und resistent gegenüber Parasiten. Sie brauchen im Vergleich zu anderen Weißweinsorten für ihre optimale Reife mehr Zeit, weil die Beeren oft auch unterschiedliche Größen und Reifegrade aufweisen können. Deswegen findet die Weinlese meistens erst im Frühherbst statt.
Um die Herkunft des Timorassos zu betonen und einen eigenen DOC Status zu erhalten, wird seit einigen Jahren auch der Name Derthona, welches der antike Name der Stadt Tortona ist, auf dem Etikett verwendet. Das Konsortium hat auch neue Regularien für die Klassifikation vorgesehen, die ein dreistufige Pyramide beinhaltet. Doch aufgrund der Corona Pandemie wurde diese Initiative noch nicht umgesetzt.